Montag, 12. Februar 2007

Das geht ja gut los!

Die Reise hat gerade erst begonnen und ich habe schon viel erlebt. Jetzt kommt eine Menge Text, weil ich in den vergangenen Tagen nicht die Möglichkeit hatte, Postings zu schreiben.

Am Mittwoch habe ich Sydney nach Süden Richtung Shellharbour verlassen. Schon kurz nach dem Losfahren hörte ich ein leicht komisches Geräusch von unterm Auto. Als mir dann an der Ampel ein da-ist-bestimmt-was-nicht-in-Ordnung-Geruch in die Nase stieg, beschloss ich bei der nächstbesten Möglichkeit anzuhalten. Gerade mal 8 Kilometer nach meinem Start stand ich dann auf dem Parkplatz eines Parks in einem Vorort von Sydney. Ich vermutete das Problem unter einem der Vorderreifen, konnte dort aber nichts entdecken (ich habe halt nach irgendwelchen Unauffälligkeiten geschaut, weil groß Ahnung von Innenleben von Autos habe ich ja nicht). Die Fahrt konnte also weiter gehen, aber beim Umdrehen des Zündschlüssels war tote Hose. Nothing. Niente. Also habe ich beim NRMA angerufen (so was wie der australische ADAC), und weil ich ADAC-Mitglied bin, haben die mir für umsonst geholfen. Nach 15 Minuten warten kam der NRMA-Typ, meinte die Batterie sei wohl nicht mehr in Ordnung und gab mir Starthilfe. Ohne komisches Geräusch und Geruch ging’s weiter. Nach 90 Minuten auf dem Princes Highway bin ich in Shellharbour angekommen und weil ich nicht genau wusste, wo Jimmy wohnt, habe ich mich erstmal auf einen Parkplatz am Illawara Lake gestellt und ihn angerufen. Jimmy habe ich, wie auch John in Sydney, über Couchsurfing kennengelernt (check it out: www.couchsurfing.com). Jimmy kam dann auch gleich angefahren und als ich ihm hinterher fahren wollte, war wieder Nada. Also wieder beim NRMA angerufen. Der Typ meinte dann, dass der Anlasser defekt sei, gab mir die Nummer eines Mechanikers und brachte den Wagen noch mal zum starten, s.d. ich ihn vor Jimmys Haus parken konnte. Später kam dann der Mechaniker und hat den Anlasser ausgebaut. Der war auch ziemlich im Arsch. Es war wohl einfach Pech, dass der Anlasser genau bei meiner ersten Fahrt den Geist aufgegeben hat (beim Check vor dem Autokauf wurde der Anlasser natürlich ausgebaut und geprüft, und bei den ersten kleinen Fahrten in Sydney ist der Wagen immer problemlos angesprungen). Der Mechaniker wollte dann in seiner Werkstatt versuchen, die defekten Teile auszutauschen, und am nächsten Tag anrufen. Bei Jimmy wurde ich dann mit herzlicher australischer Gastfreundschaft empfangen und habe die Familie, drei Hunde und die halbe Nachbarschaft kennengelernt. Abends kam dann Katy, eine Freundin von Jimmy, wir haben uns ein paar Bier geschnappt und sein Bruder hat uns in seinem V8 an den Strand gefahren. Das war sehr geil: Bier, die Brandung, Mondschein, Sternschnuppen…
Am nächsten Tag hat mich Jimmy dann ein bisschen durch Shellharbour gefahren (10.000 Einwohner und wahrscheinlich die Stadt mit der höchsten Lungenkrebsrate in Australien, weil wirklich jeder, den ich kennengelernt habe, geraucht hat), wir haben seinen Cousin Scotty getroffen, bei ihm eine Runde Tischfussball gespielt (die haben drei Torleute und nur zwei Abwehrspieler!), und Mittags ein paar Bier im Beach Pub getrunken. Also ich hatte eins und Jimmy und Scotty jeweils 5 oder 6. Auch ohne Bier ist es noch manchmal schwierig, die Aussies beim sprechen zu verstehen, weil sie gerne einen ganzen Satz als ein Wort aussprechen. Am Nachmittag hat dann der Mechaniker angerufen und meinte, dass der Anlasser nicht mehr zu reparieren sei. Da ein neuer AUD 600 gekostet hätte, hat mir Jimmy einen gebrauchten organisiert und ich habe für diesen mit Einbau sowie Reparaturversuch des kaputten knapp über AUD 300 gelöhnt. Abends sind wir dann zum großen Poker-Abend ins Kasino. Um mitspielen zu können, musste ich erst Mitglied in der Australien Poker League werden. Ohne einen blassen Schimmer vom Pokern zu haben (ok, Tommaso hatte es mir mal kurz erklärt), wurde ich an einen Pokertisch mit sechs Australiern gesetzt. Meine Chips wurden dann auch ziemlich schnell weniger. Als ich dann ein As und eine Sechs hatte und in der Mitte auch ein As und eine Sechs lagen, dachte ich mir, das kann doch nicht so schlecht sein, und als nur noch einer mitgegangen war, bin ich All-In gegangen. Leider hatte der Dödel zwei bessere Karten und so war meine erste Pokererfahrung nach 15 Minuten beendet. Später sind wir dann wieder ins Beach Pub gefahren, wo Scotty noch mal 15 Bier hatte. Die Aussies können echt saufen, das ist nicht mehr feierlich.
Am nächsten Morgen hat mir Jimmy noch eine CD von einer sehr coolen australischen Band gezeigt (Eskimo Joe) und ich habe mich von Shellharbour verabschiedet. Mit Proviant für die ersten Tage im Auto habe ich mich dann bei Aldi eingedeckt (ein Glück, es ist Aldi Süd). Dann gings weiter Richtung Süden über Kiama zum Seven Mile Beach. Im Eukalyptuswald hinterm Strand habe ich dann meine erste australische Schlange gesehen. Es war aber nur eine kleine graue, die wohl mehr Angst vor mir als ich vor ihr hatte. Die Nacht habe ich dann zum ersten Mal im Auto verbracht.
Am Samstag-Morgen bin ich dann gleich nach dem Aufstehen eine Runde am Strand Joggen gegangen. Dann ging die Fahrt landeinwärts weiter und ich habe meinen Wagen die Serpentinen der Great Dividing Range bis auf über 600 Meter hochgejagt. Nach dem eher enttäuschenden Kangaroo Valley (das war einfach nur ein Dorf mit ein paar netten Läden und Cafés, und Kängurus gab’s auch nicht) gings zu den Fitzroy Falls und das war alles andere als eine Enttäuschung. Die Fitzroy Falls sind ein Wasserfall, der sich mehr als 80 Meter in die Tiefe stürzt, und von verschiedenen Aussichtspunkten (Lookouts) ein atemberaubendes Panorama bietet. Später ist ein ziemliches Gewitter aufgezogen und ich habe die Nacht auf einem Campingplatz bei Bundanoon verbracht, wo außer mir nur zwei holländische Traveller waren.
Am Sonntagmorgen bin ich von Vogelgeschrei aufgewacht, das verdammt Ähnlichkeit mit so manchem Weckerklingelton hatte. Da ich keine Campingplatzgebühr bezahlt hatte (man hätte im Voraus reservieren müssen und so was wie ein Büro gab’s nicht), habe ich mich gleich nach dem Frühstück (lecker Wheat Biscuits) vom Acker gemacht. Über Landstraßen gings in die nächst größere Stadt Goulburn. Zwischendurch habe ich einmal bei einem 10 Minuten von der Hauptstraße entfernten Lookout angehalten und bei einem Opa, der mitten im Nichts am Straßenrand aus seinem Auto Erdbeeren verkauft hat (2 Schälchen für 3 $). In Goulburn waren trotz des Sonntags fast alle Geschäfte offen. Von zwei Deutschen bekam ich den Tipp, dass man im Visitor Center das Internet für umsonst nutzen kann (aber leider ohne die Möglichkeit, Fotos hochzuladen). Am Nachmittag gings auf dem Highway weiter nach Canberra, mit einem kurzem Stopp am „Lake George“. Die Anführungszeichen deshalb, weil er auf der Karte als See dargestellt ist, aber wohl schon seit Jahrzehnten kein Wasser mehr hat. In Australiens Hauptstadt Canberra (wichtig: sprich Keenbra) angekommen musste ich feststellen, dass es gar keinen Campingplatz o.ä. gibt. Ursprünglich wollte ich hier Freyas Couch surfen, sie war aber leider kurzfristig für ein paar Tage in Sydney. Ich habe das Auto dann auf einer Art Parkplatz knapp unterhalb des 862 Meter hohen Black Mountain abgestellt, mit Blick auf die Lichter der Hauptstadt. In der Dämmerung bin ich dann die Straße auf den Gipfel hochgewandert. Dort steht der 162 Meter hohe Telstra Tower, an dessen Eingang ich drei deutsche Mädels getroffen habe. Gleich neben meinem Auto habe ich vorher noch mein erstes Wallaby (diese Zwergkängurus) gesehen. Wahrscheinlich werde ich nirgendwo in Australien einen besseren Handyempfang haben als unterhalb des Telstra Towers (je weiter man sich von der Küste und den Großstädten entfernt, desto schlechter wird der Empfang).

So, ich hoffe, das war nicht zu viel Text, jetzt kommen noch ein paar Fotos.

Sydney - letzte Nacht


Shellharbour I


Shellharbour II


Shellharbour III


Autoreparatur


Poker I


Poker II


Aldi Sued


Kiama - Blow Hole


Seagulls sind die Moewen


Seven Mile Beach I


Seven Mile Beach II


Seven Mile Beach III


unterwegs Richtung Kangaroo Valley


Kangaroo Valley - Hamden Bridge I


Kangaroo Valley - Hamden Bridge II


Fitzroy Falls I


Fitzroy Falls II


Fitzroy Falls III


wo bin ich?


Ingwer Bier (ohne Alkohol, aber trotzdem lecker)


unknown Lookout

Goulburn I

Goulburn II

Goulburn III

"Lake George"

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