Freitag, 25. Mai 2007

Geschichtsunterricht

So, heute steht Geschichtsunterricht auf dem Stundenplan. Weil ich gerade in Geraldton bin, bietet sich das nämlich an.
Zum einen, weil hier das HMAS Sydney Memorial steht. Das Denkmal soll an die 645 Männer erinnern, die ihr Leben verloren, als im November 1941 ihr Kriegsschiff Sydney vom deutschen Zerstörer Kormoran versenkt wurde, der ebenfalls unterging. Die Kuppel des Denkmals besteht aus 645 eisernen Möwen, eine für jeden Seemann. Eine sehr gelungene Gedenkstätte, wie ich finde.
Der zweite Teil der Geschichtsstunde räumt mit dem Irrglauben auf, Captain James Cook ist 1770 der erste Europäer auf australischem Boden gewesen. Es waren nämlich zwei Holländer, und das schon im Jahre 1629. Es begab sich nämlich zu der Zeit als am 4.Juni 1629 das holländische Handelsschiff Batavia, eigentlich auf dem Weg nach Indonesien, an den Klippen der Abrolhos Islands, einem Archipel 60km vor Geraldton, zerschellte. Von den 316 Menschen an Bord konnten sich 268 auf eine der Inseln retten. Weil es dort aber recht trostlos war, beschloß Kapitän Pelsaert das Beiboot zu nehmen und mit einer Gruppe von Männern nach Indonesien zu rudern (!), um von dort Hilfe zu organisieren. Das Kommando auf der Insel übergab er einem gewissen Jeronimus Cornelisz. Was ein Fehler war. Denn der war nicht ganz bei Trost. Unter seinem Terrorregime wurde u.a. ein Massaker an 125 Männern, Frauen und Kindern verübt. Als Kapitän Pelsaert nach ein paar Monaten wieder zurückkehrte, stellte er wieder Recht und Ordnung her. Cornelisz und seine Gefolgsleute wurden sofort gehängt. Bis auf zwei. Die ließ Pelsaert aus unerfindlichen Gründen am Leben und setzte sie stattdessen am Festland aus. Niemand weiß, was aus ihnen wurde, aber sie waren die ersten weißen Australier.

Neben einem Blick in die Vergangenheit gibt es in Geraldton aber noch mehr zu erleben. So habe ich heute morgen eine Tour durch die Fishermen's Co-operative gemacht. Dort konnte man miterleben, wie die fangfrischen Lobster von den Booten angeliefert wurden und für den Versand in die gesamte Welt fertig gemacht wurden. Das ganze ist ein Millionengeschäft. Alleine in der Halle, durch die die Tour führte, wurden Lobster im Wert von $ 6 Mio gewässert. So ein großer Lobster wird dann in China schon mal für $ 400 verkauft.
Und ich habe mir in Geraldton endlich eine neue Jeans gekauft. Lange hatte ich vorher gesucht, aber jede, die ich anprobiert habe, war zu lang. Jetzt weiß ich auch warum. In Australien haben die Jeans eine Einheitslänge (wer wohl auf diese geile Idee gekommen ist??), und die war für mich halt immer etwas zu lang. Selbst in den OP-Shops habe ich keine gefunden. OP steht für Opportunity und das sind so Secondhand-Läden, wo man richtig gute Schnäppchen machen kann. So habe ich für das coole T-Shirt (siehe Foto unten) nur $ 5,50 gezahlt. Und meine Reise-Bibliothek (bzw. Fahr-Bibliothek) habe ich auch dort aufgestockt. "Red Dragon" (die Vorgeschichte zu "Hannibal") von Thomas Harris für $ 1,00 und "World Famous Serial Killers" für $ 0,50. Da kann man nicht meckern.
Meine Lebensmittel- und Getränkevorräte werde ich hier heute auch noch etwas aufstocken, denn Geraldton wird für viele der nächsten tausend Kilometer die größte Stadt bleiben. Obwohl hier auch nur knapp 30.000 Leute leben. Aufgrund des Booms in WA sollen es in 1-2 Jahren aber schon 60.000 sein.








Donnerstag, 24. Mai 2007

Impressionen der letzten Tage

ein Tag am Meer







Campground am Ellendale Pool

mein erstes Big Red

der Campground von oben (seht Ihr mein Auto?)


Mein bisher größtes Abenteuer

Vorgestern habe ich hier mein bisher größtes Abenteuer erlebt, alleine bin ich durch einsame Höhlen gewandert. Ich wollte mir die Stockyard Gully Cave in der Nähe von Leeman anschauen. Die Höhle ist so unbekannt, dass ich sie nur zufällig auf einer einzigen Karte entdeckt habe. Außerdem liegt sie weit ab vom Schuss, 20km ging’s über eine Straße, die wiederum 40km vom Highway entfernt ist. Dann noch 10km auf unbefestigter Straße und schlussendlich 5km über eine einspurige Sandpiste. Die Höhle war also nur mit 4WD erreichbar und den habe ich hier dann auch zum ersten Mal richtig gebraucht. Und keine Schilder an den Straßen, die auf die Höhle hinweisen, noch nicht mal an der Höhle selbst stand ein Schild mit dem Namen. Man wurde nur auf allerlei Risiken hingewiesen: brüchige Felsen, plötzlich eintretende Flut, Treibsand oder Fledermäuse. Außer mir war kein Mensch dort. Ich bin losmarschiert und habe gleich wieder umgedreht, weil ich mir dachte, dass eine Taschenlampe wohl ganz hilfreich sein wird. Dann ging’s durch ein ausgetrocknetes Flussbett und wie sich herausstellte, führt außerhalb der Dürre ein kleiner Fluß durch die Höhle. An den Felswänden vor dem Eingang zur Höhle hingen riesige Waben von wilden Bienen. Da stand ich nun vor dem dunklen Eingangsloch, hatte keine Ahnung, was mich drinnen erwartet und habe all meinen Mut zusammengefasst und bin reinmarschiert. Nach der 1. Kurve war es so dunkel, dass man ohne Taschenlampe nicht mehr weiter kam. 100m oder vielleicht 200m bin ich auf dem sandigen Flussbett durch die Höhle gelaufen und war echt froh als ich am anderen Ende wieder draußen war. Doch zu meiner Verwunderung kam ein Stückchen weiter flussabwärts noch eine Höhle. Die war viel kürzer, man konnte am Eingang schon das Licht vom Ausgang sehen, aber dafür musste man über große Felsen steigen. Und als ich da durch war, ging’s weiter flussabwärts schon in die nächste Höhle. Die war wiederum so lang, dass man kein Licht am Ende sehen konnte, und voll von großen Felsen wie die letzte. Ich war vielleicht so 30m rein gelaufen als ich neben meiner Taschenlampe auch mal meinen Verstand eingeschaltet habe. Wenn ich mir da den Knöchel verstaucht hätte oder wenn ich gar abgerutscht und zwischen den Felsen stecken geblieben wäre, hätte ich da im Dunkeln wohl lange auf Hilfe warten können. Also habe ich wieder umgedreht und zurück am Auto war ich froh, das Abenteuer überstanden zu haben. Wobei das nur der erste Teil war. Denn meine Karte sagte mir, wenn ich die kleine Sandpiste statt zurück weiter geradeaus fahre, spare ich mir über 60km bis zum Campground, den ich ansteuern wollte. Hätte ich gewusst, dass die Sandpiste noch viel schlimmer als auf dem ersten Teil war, hätte ich’s gelassen. Es waren nur ca. 8km Strecke, aber der Sand war noch viel tiefer, s.d. ich manchmal gut ins Schwimmen gekommen bin, und zu allem Überfluß ging’s noch über spitze Steine, wo ich aufpassen musste, mir nicht die Reifen aufzuschlitzen. Mit 10km/h, maximal 20km/h bin ich da durchgefahren. Ich war physisch und psychisch am Ende. Der Campground war dann auch noch unauffindbar, wohl weil der See, an dem er liegen sollte, schon lange ausgetrocknet war. Schlußendlich habe ich aber eine super Platz direkt am Meer gefunden (habe ich schon erwähnt, dass ich jetzt am Indischen Ozean bin?) und wurde mit einem tollen Sonnenuntergang entlohnt.















Ein Besuch in den Pinnacles und ein Treffen mit alten Verwandten

Ein Highlight jagt das nächste. Und die Pinnacles waren wieder eins der Highlights, von denen man vorher schon Fotos gesehen hat, die aber bei weitem nicht an das heranreichen, was man sieht, wenn man selbst hinfährt. Die Pinnacles wurden von den Aborigines für zu Stein erstarrte Krieger gehalten, Holländer, die hier vor ein paar hundert Jahren vorbei segelten, hielten sie für Ruinen einer untergegangenen Stadt. In Wirklichkeit handelt es sich um bis zu 5m hohe Kalksteingebilde, die über tausende von Jahren von Sand, Wasser und Wind geformt wurden. Am schönsten sollen die Pinnacles bei Sonnenuntergang sein, aber da hat mir eine fette Wolke einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dafür sind ganz unverhofft mitten in der Wüste auf einmal zwei Kängurus an mir vorbei gehüpft. Ich habe mir gedacht, wgidd (wie geil ist das denn), wenn ich es schaffe, ein Foto von Kängurus in den Pinnacles zu schießen. 30m weiter haben die Kängurus angehalten und ich habe mich angeschlichen, immer von Stein zu Stein und deren Deckung ausgenutzt, bis ich so 10m dran war. Ein Foto konnte ich schießen, aber dann kamen auf einmal solche Ochsen in ihrem laut knatternden VW-Bus angefahren, dass die Kangs davon gehoppelt sind. Man, ich war so sauer.

In der Nähe der Pinnacles gibt es noch einen kleinen See, in dem man, als einem von nur 5 Orten auf der ganzen Welt, Stromatolithen sehen kann. Wem das nicht gleich was sagt, Stromatolithen sind unser aller Ururur…urgroßväter. Sie sehen nicht wie unsere heutige Verwandtschaft aus (zumindest nicht wie meine), sondern eher wie Asphaltklumpen. Aber sie sind die ältesten Organismen auf unserer Erde, und so wie in dem kleinen See hat es vor dreieinhalb Milliarden Jahren überall ausgesehen. Die Stromatolithen haben damals angefangen, in winzigen Mengen Sauerstoff zu produzieren und weil sie das über Milliarden von Jahren gemacht haben, ist die Erdatmosphäre entstanden und es konnten sich so komplexe Lebensformen wie Du und ich entwickeln. Faszinierend!











AQWA

Die letzten 2 Nächte in Perth habe ich bei Paul, einem super netten und coolen Typen gepennt. Er war vor 3 Wochen von einer Reise nach Moskau und St. Petersburg zurückgekommen, genau die Städte, die ich dieses Jahr besuchen wollte, wenn ich nicht down under wäre.

Auf dem Weg Richtung Norden raus aus Perth lag das Aquarium of Western Australia, sinnigerweise kurz AQWA genannt. Ich habe ja schon große Aquarien und Oregon und Bergen besucht, aber das hier war das Beste. Im oberen Bereich gab es viele tolle kleinere Aquarien, u.a. mit der „Danger Zone“, wo es all die posierlichen australischen Meeresbewohner zu sehen gab (Fische, Quallen, Schlangen, Schnecken, Kraken…), die einen mit einem Biss oder einer Berührung umbringen können. Das absolute Highlight war aber im unteren Bereich das riesige, aber so was von riesige Aquarium, durch das ein fast 100m langer Unterwasser-Tunnel geführt hat. Man konnte durchlaufen oder sich auf ein Rollband stellen und wurde dann langsam durchgefahren. Ich habe die Runde dreimal gedreht. Denn in dem Aquarium gab es so viel zu sehen, das war wirklich atemberaubend. Riesige Mantas und Rochen, 4m lange Haie, Schildkröten, Snapper und Mulloways so groß wie ich (da würde es mir schon reichen, wenn ich deren Enkel mal an die Angel bekommen würde), Schwärme von kleinen Thunfischen und hunderte weiterer Fische. Es war schon ein unvergessliches Erlebnis, einen Manta, so groß wie zwei Tischtennisplatten, oder einen Hai, in dessen bauch ich locker reingepasst hätte, nur Zentimeter über seinem Kopf schwimmen zu sehen. Ich habe fast 350 Bilder geschossen, 50 danach wieder gelöscht, aber hier nun die Besten.