Samstag, 28. Juli 2007

on the road again

Heute habe ich meinen letzten Arbeitstag. Ab morgen werde ich mich dann wieder auf den mittleren Teil meines Working Holiday Visums konzentrieren. Mehr als 5 Wochen habe ich jetzt hier gearbeitet, wobei man eigentlich nur in den ersten 2 Wochen von Arbeit sprechen konnte, der Rest war zum Großteil gut bezahlte Langeweile. Aber auch diese Groundhog-Days haben Spaß gemacht, denn die Leute hier waren wirklich nett. Neben Australiern habe ich mit Leuten aus Irland, Ungarn, Frankreich, Deutschland, Neuseeland, China, Brasilien, Polen und Transsilvanien (wichtig: nicht Rumänien) zusammen gearbeitet.

Zwei Wochen habe ich jetzt Zeit, um nach Darwin zu kommen. Und auf dem Weg gibt’s viel zu sehen: Eighty Mile Beach, Broome, Kimberleys, The Bungle Bungles und Wolfe Creek (!). Vom neu gewonnen Luxus wie täglich Duschen, Fernseher, Computer u. Waschmaschine werde ich mich wieder verabschieden müssen. Und vom guten und reichlichen Essen. Da wird dann wieder Woolworth’s Homebrand den Speiseplan diktieren, anstatt „Ich habe schon zwei Steaks auf dem Teller, nehme ich jetzt noch ein Fischfilet oder Hühnerbrust oder lieber Eis, Wackelpudding und Kuchen zum Nachtisch?“.

Dienstag, 24. Juli 2007

miscellaneous stories

Mir ist sooo langweilig. Hier passiert nicht mehr viel. Nachdem ich aus Perth zurückgekommen bin, bin ich in Karratha geblieben und nicht mehr zurück zur Camp Site. Anfangs war ich nicht so begeistert, weil ich lieber im Camp als in der Core Shed arbeite. Mittlerweile habe ich aber den Fernseher schätzen gelernt, den ich hier in meinem Raum habe. Vor allem nachdem sie am Wochenende auf Fox 24 Stunden am Stück die Simpsons gezeigt haben :) Außerdem kann ich die Spiele des Asien-Cups sehen. Und gestern Abend kam ein Kracher-Spiel: Saudi-Arabien gegen Usbekistan. Kein Scheiß! Das war eines der besten Fußball-Spiele, das ich seit langem gesehen habe (na gut, es ist einige Zeit her, dass ich vor dem Asien-Cup ein Spiel gesehen habe). Und das lag vor allem an Usbekistan. Ja, das Gleiche habe ich zuerst auch gedacht: Können die in Usbekistan Fußball spielen? Und wie konnte sich der Nachbar von Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Afghanistan und Turkmenistan für den Asien-Cup qualifizieren? Und wie konnten sie es bis ins Viertel-Finale gegen Saudi-Arabien schaffen? Ganz einfach, die Jungs können richtig gut Fußball spielen. Frisurenmäßig haben einige Spieler zwar ausgesehen als wären sie Teil der UdSSR-Mannschaftbei der EM '88, aber spielerisch war das manchmal sogar brasilianisch. Leider haben sie 1:2 gegen Saudi-Arabien verloren, was vor allem daran lag, dass sie den Ball 5-mal (!) gegen den Pfosten statt ins Tor geschossen haben.

Zurück zur Arbeit. Da hier keine eine Ahnung hat wie man mit dem Asbest verfahren soll, das potentiell in den Steinen schlummert, ruht die Arbeit weitestgehend. Die letzten Tage haben wir die Schichten von 12 Stunden auf 6 Stunden reduziert. Bei gleicher Bezahlung ;-) Ich werde noch eine Woche hier bleiben, dann muss ich mich auf den Weg Richtung Darwin machen, schließlich muss ich meinen Bruder dort am 11. August vom Flughafen abholen. Um 04.30 Uhr :(

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich letzte Woche während der Arbeit fast von einer Leiter erschlagen worden wäre. Ich habe mit meinem Kollegen Elcio (der kommt aus Brasilien und sieht aus wie Dede) gerade ein geologischer Fachgespräch geführt … na ja, wir haben auf einer Palette gesessen und ein Päuschen gemacht. Draußen war es richtig stürmisch und plötzlich hat der Wind die 3 Meter hohe und ziemlich schwere Leiter hinter uns erfasst. Wir haben mit dem Rücken zur Leiter gesessen und hätten sie nicht gesehen, wenn sie direkt auf unsere Köpfe gekracht wäre. Es war ein glücklicher Zufall, denn ich war gerade aufgestanden und hatte mich nach rechts gedreht als ich die Leiter auf uns zu fallen sah und sie auffangen konnte. Ansonsten: Gute Nacht!

Gestern Morgen habe ich zum ersten Mal in ein Röhrchen gepustet. Ein Kollege war 5 Minuten zu spät zum Morgen-Meeting erschienen und da wird dann gleich vermutet, dass er in der Nacht zuvor gesoffen hat. Und weil man davon ausgeht, dass niemand gerne alleine trinkt, wurden wir alle zum Alkohol-Test gebeten. Und weil’s so schön war, heute Morgen gleich noch mal.

So, und jetzt werde ich mich an meine australische Steuererklärung setzen. Da das Steuerjahr hier am 30. Juni endet und ich etwa eine Woche vor diesem Termin angefangen habe zu arbeiten, werde ich jetzt versuchen, einen Teil der 29%, die ich von jedem verdienten Dollar an Steuern gezahlt habe, zurück zu bekommen.








und hier noch ein paar ältere Fotos aus dem Camp:




Mittwoch, 18. Juli 2007

Australian Football

Sonntag war ein großer Tag. Ich habe hier zum ersten Mal ein Football-Spiel besucht. Und in Australien spielt man einen speziellen Football: Australian Football nämlich. Der erinnert mehr an Rugby als an American Football. Und weil Australian Football (oder kurz Footy) nur in Australien gespielt wird, können sich die Australier eine Nationalmannschaft sparen. Die Regeln sind recht einfach: Fliegt der Ball durch die mittleren der vier Pfosten gibt’s 6 Punkte, zwischen den äußeren Pfosten gibt’s nur 1 Punkt. Und wenn ein Spieler den Ball zugekickt bekommt und kann ihn fangen, darf er nicht attackiert werden. Witzig wird’s, wenn der Ball nicht gefangen werden kann. Der Ball ist nämlich in Wirklichkeit ein Ei, und wenn das mal aufdotzt, weiß keiner so recht, wo es hin springt. Mindestens 10 Spieler fallen dann am Boden rum und hechten dem Ei hinterher. Ein bisschen seltsam ist, dass neben Spielern und Schiedsrichtern auch jede Menge Betreuer auf dem Spielfeld rum rennen. Ein paar von ihnen sind dazu da, die Spieler mit Wasser (oder ist es Bier??) zu versorgen, die anderen flitzen ständig von der Trainerbank zu den Spielern, um ihnen die neuesten Anweisungen der Trainer mitzuteilen. Und das Ganze während des Spiels!

Mit Paul bin ich also Sonntag Nachmittag ins Subiaco Oval, um die Fremantle Dockers gegen die Melbourne Kangaroos zu sehen. Leider haben sich die Dockers als ziemliche Flaschen erwiesen und 78:82 verloren. In der Halbzeitpause sind wir ein bisschen durchs Stadion gewandert, weil ich ein paar Fotos machen wollte. Beim Blockeingang zu den etwas besseren Plätzen hat uns dann die Einlasskontrolleurin gefragt, wo wir denn sitzen, und als wir ihr unsere Plätze gezeigt haben, meinte sie ob wir nicht in ihren Block kommen wollten, da wären noch ein paar Plätze frei. Si claro, und so haben wir die restlichen zwei Viertel des Spiels auf Premium Seats genießen können.





BBQ mit Paul und den Couchsurfern

Sonntag, 15. Juli 2007

Back in Perth

Ich bin uebers Wochenende nach Perth geflogen. Etwa 95% der Leute im Camp kommen aus Perth und koennen auf Firmenkosten immer von Perth nach Karratha fliegen. Normalerweise arbeitet man 2 Wochen im Camp und hat dann eine Woche frei. Da ich nach 3 Wochen Arbeit am Stueck auch mal etwas Entspannung gebraucht habe, habe ich mal freundlich angefragt, ob ich fuer meine time off auch nach Perth fliegen kann. Null problemo, meinte mein Chef, und so habe ich Freitag Abend im Flieger gesessen und Montag Morgen fliege ich wieder zurueck.
Hier in Perth bin ich gluecklicherweise wieder bei Paul untergekommen, dessen Couch ich schon waehrend meines ersten Besuchs gesurft habe. Gestern Abend sind noch zwei andere Couchsurfer angekommen, Natalie aus Belgien und Shamir aus Israel. Als ich letzteren gefragt habe, was er denkt, wo ich herkomme, hat er doch tatsaechlich gesagt: "Irland" WHAT??? Bitte?? Ich meine, wenn ich im Camp Feierabend mache, sehe ich vielleicht aus wie ein Ire, weil meine Haare rot vom ganzen Staub sind, aber sonst doch nicht. Anyway, jedenfalls ein neues Land auf meiner Liste.

lecker Bier ...
... von der Little Creatures Brauerei

Samstag, 7. Juli 2007

Mitten in die Fresse

Ich bin wieder im Camp und weil hier immer noch nicht viel los ist, hat mich mein Kollege Hendrik gestern auf eine kleine Erkundungstour mitgenommen. Wir haben uns einen Landcruiser geschnappt und sind die ganzen kleinen Pisten rund ums Camp abgefahren. Und wenn der Weg mal in einer Sackgasse geendet hat: „No worries, this car takes you everywhere.“ Will heißen, einfach geradeaus weiterfahren, egal ob da ein Weg ist oder nicht. Also über Stock und Stein, durch den Busch und übers Spinifexgras bis man wieder auf einen Weg trifft.

Unser erster Halt war eine Höhle, die über tausende von Jahre von Aborigines genutzt wurde. Die Höhle war aber nicht so groß, s.d. man nur hinein kriechen konnte. Hendrik war voraus gekrochen, als er auf einmal meinte: „Hier gibt’s ja Fledermäuse!“ Eine halbe Sekunde später sah ich auch eine. Direkt auf mich zu fliegend. Und weil das wohl sowohl für die Fledermaus als auch für mich etwas zu schnell ging, konnte keiner mehr ausweichen und die Fledermaus ist mir mitten ins Gesicht geflogen. Es war halb so schlimm, denn so schnell wie sie aufgetaucht war, war sie auch wieder verschwunden.

Als ob das nicht schon strange genug war, habe ich abends als ich mir meine Fotos angeschaut habe, zu meiner Überraschung festgestellt, dass auf dem Foto, das ich eine Minute vor der Fledermaus-Attacke von Hendrik geschossen habe, eine Fledermaus gerade mitten durchs Bild fliegt. Lucky shot!

„Wollen wir zum Fisch fahren?“ war Hendriks nächste Frage. Ich hatte keine Ahnung, was genau er damit meinte, denn das Meer lag in der entgegen gesetzten Richtung und ansonsten gib es rund ums Camp nichts. Der nächste Außenposten von Zivilisation ist 100km entfernt (Karratha). Der Fisch oder besser gesagt, was noch davon übrig war, lag neben einem alten Bohrloch. Aber was da lag, war gewaltig, um nicht zu sagen gewaldisch. Driller hatten dieses Monster von Fisch (bestimmt mehr als 60kg) ein halbes Jahr zuvor gefangen und dann neben ihrem Drill Rig verspeist. Jetzt ist fast nur noch der Kopf übrig. Aber das muss man sich mal vorstellen: Da ist man mitten im Nichts, und dann liegt auf einmal dieser riesige Fischkopf vor einem. Sachen gibt’s.


das Camp



Batman

die Höhle von außen


DER Fisch




Spinifexgras (bloß nicht reinsetzen!)




oh oh!

wo bin ich, wo komme ich her

Mittwoch, 4. Juli 2007

Stillstand

Im Moment passiert hier im Camp nicht viel. Das Problem heißt Na2(Fe,Mg)3Fe2Si8O22(OH)2 bzw. Crocidolite, oder Asbest wie wir Hobby-Geologen sagen. Wenn die Driller beim Bohren auf Gesteinsschichten mit Asbest stoßen, ist erstmal Standstill. Damit wir hier im Camp nicht dumm rumsitzen, wurden wir in der letzten Woche nach Karratha geschickt. Dort steht die Core Shed, eine große Halle, in der alle Bohrproben untersucht und für den weiteren Versand fertig gemacht werden. Auf uns haben dort mehr als 30 Paletten voll mit Plastiksäcken gefüllt mit Bohrmaterial gewartet. Die Hälfte der Paletten wartet nach einer Woche Arbeit immer noch. Ein großer Plastiksack wiegt bis zu 35kg und enthällt 5 - 10 kleinere Plastiksäcke, die voll mit Gesteinssand sind. Die kleineren Plastiksäcke müssen auf Vollständigkeit und Beschädigungen untersucht werden und werden dann in Fässer gepackt. Der Job ist also wirklich harte körperliche Arbeit. Hinzu kommt, dass wir, weil der Gesteinssand auch potentiell Asbest enthalten kann, noch in Schutzanzügen stecken, die die Bedeutung von atmungsaktiv noch nicht so ganz verstanden haben.
Um uns die tägliche Pendelei zwischen Camp Site und Core Shed zu ersparen, wurden wir in einem Container-Dorf in Karratha einquartiert. Vorteil: Zimmer mit Bad sowie noch besseres Essen. Nachteil: kein Internet und Aufstehen schon morgens um 04.45h. In dem Container-Dorf wohnen 800 Arbeiter, und weil in Karratha ein gewaltiger Mangel an Unterkünften besteht, werden täglich neue Wohncontainer aufgestellt. Aufgrund dieses Mangels können sich die Betreiber des Dorfes auch erlauben, $130 pro Nacht zu verlangen. Und wenn ich das jetzt mal hoch rechne, komme ich nach Adam Riese darauf, dass da jemand ganz gewaltig, um nicht zu sagen übelst Asche verdient.




da wartet noch 'ne Menge Arbeit

... aber bei Sonnenaufgang sieht das doch schon ganz anders aus


was gab's denn da zu essen??