Donnerstag, 3. Mai 2007

Nullarbor X-ing


Tag 1 (28.04.07)
Die Nacht hatten wir kurz vor Ceduna auf einem abgeschiedenen Campground über den Klippen einer kleinen Bucht verbracht. Nachts hat es mächtig geregnet und gestürmt, s.d. das Auto gut durchgeschüttelt wurde. Am nächsten Morgen ging’s rein nach Ceduna, was in der Aborigines Sprache heißt „a place to sit down und rest“. Daran haben wir uns auch gehalten und den halben Tag in Ceduna verbracht, um uns auf die lange Fahrt vorzubereiten. Will heißen: im Visitor Centre mit Karten versorgt, in der Shell-Tankstelle duschen gegangen und die zwei Tanks im Auto bis zum Rand befüllt (Diesel für $1,29), im Waschsalon Wäsche gewaschen, in der Library ins Internet gegangen, Lebensmittel und schlussendlich noch ein Sixpack Bier gekauft. Dann ging die große Fahrt los, unterhalten von Helge Schneider, Paul Panzer und Badesalz. Die Nacht haben wir dann auf einer Rest Area neben dem Highway irgendwo zwischen Nundroo Roadhouse und Yalata Roadhouse verbracht. Tageskilometer: 178 km








Tag 2 (29.04.07)
Nachdem wir mit dem Sonnenaufgang aufgestanden waren (siehe Exkurs) und ein ausgiebiges Frühstück hatten (ich hatte Toast mit Himbeermarmelade, mit Nutella, mit Erdnussbutter, mit Himbeermarmelade u. Erdnussbutter sowie mit Nutella und Erdnussbutter) haben wir gegen 9.30h die Rest Area verlassen.

[Exkurs: Aufstehen und Zubettgehen
Ab 18h wird es hier dunkel, dann wird das Licht im Auto angemacht und Frank und ich spielen noch was u./o. lesen. Nach 2-3 Stunden ist man müde, s.d. wir gegen 21h schlafen gehen. Morgens wird man dann von den ersten Sonnenstrahlen geweckt und steht so gegen 7h auf. Es ist also ein etwas anderer Rhythmus als in Deutschland.]

Das gute war, dass die Wolken, die uns schon seit fast einer Woche begleitet haben, sich allmählich aufgelöst haben und wir schon bald wieder im guten alten australischen Sonnenschein gefahren sind. Aber es war nicht heiß. Und das war auch gut. Nicht aufgelöst, aber verabschiedet haben sich so langsam auch die Bäume am Wegesrand, s.d. wir bald nur noch durch eine einzig von Sträuchern bewachsene Landschaft gefahren sind. Die Nullarbor war erreicht. Der Highway ging oft ewig nur geradeaus, mit dem scheinbar einzigen Ziel, eine Verbindung zum Horizont herzustellen. Die Entfernungen verlieren schon etwas den Bezug, wenn man am Ende des Horizonts die Straße auf einem Hügel enden sieht, diesen Punkt aber erst 15 Kilometer später erreicht. Und links und rechts der Straße? Eine unglaubliche Leere. Oder Never Never, wie die Aussies sagen. An einer Stelle wurde der Highway auf einmal doppelt so breit und ein Schild wies darauf hin, dass der Highway nun auch als Landebahn gebraucht werden kann. Gegen Mittag haben wir das Nullarbor Roadhouse erreicht (Diesel für $1,68!), wo wir durch den Tipp eines Holländers, der uns darauf hinwies, dass eine der Duschen auch ohne eine Münze einzuwerfen funktionierte, noch zu einer unerwarteten Dusche gekommen sind. Der Holländer umrundet Australien übrigens gerade mit dem Fahrrad! Armer Irrer. Für eine Zeit führte der Highway direkt an der Steilküste entlang und wir haben bei einigen Lookouts gehalten, von denen man zur richtigen Jahreszeit auch Wale beobachten kann. Wir waren zur falschen Jahreszeit da. Am Nachmittag haben wir dann endlich die Grenze zu Western Australia erreicht und mussten erstmal durch den Quarantäne-Check. Es ist nämlich verboten, u.a. folgendes in WA einzuführen: Fruit, Vegetables, Honey, Animals, Plants, Used Vehicles (!?).
Tageskilometer: 333 km






















Tag 3 (30.04.07)
Heute haben wir einen großen Satz gemacht. 520 Kilometer von Eucla (Diesel für $1,39) bis Balladonia ($1,68). Und wir haben zweimal die Zeit umgestellt, jeweils eine 3/4 zurück, s.d. es jetzt nur noch 6 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland ist. Ich bin mal mit 10 Stunden Zeitunterschied in Sydney gestartet. Ist jemand von Euch schon mal 146 Kilometer am Stück nur geradeaus gefahren? Blöde Frage, wahrscheinlich nicht. Aber hier in Australien gibt es die „90 Mile Straight“, das längste Stück gerade Straße der Welt. Für 146 Kilometer kennt der Highway nur eine Richtung und denkt nicht mal im Geringsten daran, nur ein bisschen um die Kurve zu gehen. Und beinahe hätten wir das Abenteuer erlebt, auf dem längsten Stück gerader Straße der Welt mit dem Auto liegen geblieben zu sein. Wenn wir nur das Service-Buch des Autos vorher richtig gelesen hätten. Wir hatten nämlich vor Beginn der Nullarbor den zweiten Tank des Autos zum ersten Mal gefüllt. Vorher hatten wir im Service-Buch nachgelesen, dass man einfach ein Knöpfchen drücken muss und das Benzin wird vom zweiten Tank in den Haupttank gepumpt, wenn dieser leer ist bzw. seine Warnlampe leuchtet. Und mitten auf der „90 Mile Straight“ war der Haupttank leer und wir haben das Knöpfchen gedrückt und gewartet, dass das Benzin in den Haupttank gepumpt wird. Aber da passierte nichts. Weder die Nadel des Haupttanks bewegte sich Richtung „Full“, noch die des Ersatztanks Richtung „Empty“. Also sind wir zuerst links rangefahren, dann rechts, weil es da schattiger war, haben überlegt, ob vielleicht die Pumpe oder eine Sicherung defekt ist, und haben dann noch mal das Service-Buch rausgekramt. Bei genauerer Studie stellte sich dann heraus, dass sich die Sache mit der Pumpe auf einen Benziner-Motor bezieht und nicht auf einen Diesel. Hier muss man einfach das Knöpfchen drücken und der Ersatztank wird automatisch angezapft. Um diese Erkenntnis reicher, aber mit einem noch etwas mulmigen Gefühl ging’s wieder back on the road. Das Gefühl legte sich erst 100 Kilometer später als die Nadel des Ersatztanks sich sichtbar von „Full“ weg bewegte und wir somit sicher waren, nun vom Ersatztank gespeist zu werden. Die von uns anvisierte Rest Area beim Afghan Rock fiel leider dem „Highway Upgrade“ zum Opfer. Es wurde nämlich teilweise die Fahrbahn erneuert und dabei die Rest Areas als Parkplätze für die Baustellenfahrzeuge missbraucht. Bei der nächsten Rest Area sah es genauso aus, s.d. wir bis zum Ende der „90 Mile Straight“ durchgebraust sind und die Nacht neben dem Balladonia Roadhouse verbracht haben.
Anzahl tote Kängurus: 96
Tageskilometer: 520 km













Tag 4 (01.05.07)
Finished! Die Nullarbor liegt hinter uns. Von einem heftigen Regenschauer wurden wir in Balladonia geweckt.

[Exkurs Nachtrag:
Da wir die Zeit ja 2x zurückgestellt haben, wird es jetzt morgens 1 1/2 Stunden früher hell und abends 1 1/2 Stunden dunkel, s.d. sich unsere Schlafzeiten noch krasser verschoben haben.]

Im Roadhouse konnte man für $ 3,50 duschen, und da haben wir uns doch gedacht, einer bezahlt und bekommt den Duschenschlüssel, der andere wartet schon vor der Dusche und schlüpft dann mit rein, s.d. wir beide duschen konnten, aber nur einer bezahlt hat. Mann, wir sind so trickreich! Auf dem Truckerparkplatz vor dem Roadhouse habe ich dann noch herausgefunden, warum dort so viele Krähen saßen. Die fliegen nämlich an den Kühlergrill der parkenden Trucks, bzw. Roadtrains wie sie hier heißen, und pflücken sich von da die toten Insekten runter. Auch sehr trickreich. Für uns ging’s dann auf den letzten Rest der Strecke, wo auf den 193 Kilometern bis Norseman nichts mehr passiert ist. In Norseman hat man entweder die Möglichkeit, nach rechts Richtung Kalgoorlie abzubiegen oder nach links Richtung Esperance und Küste. Wir sind nach rechts. Vorher haben wir uns in Norseman aber noch die Historical Collection (ein kleines Heimat-Museum) angeschaut, weil ich im Lonely Planet gelesen hatte, dass es dort ein Stück Stein mit der Notiz „Dear Bruce, don’t know what this is, but I’ve got more at home.“, was ich unbedingt fotografieren wollte. Leider gab es diesen Notizzettel nicht mehr, aber der Besuch hat sich trotzdem gelohnt. So haben wir z.B. erfahren, dass es in Norseman schon lange keinen Zahnarzt mehr gibt, weil der letzte im Vollsuff in den Flammen seines selbst gebrannten Schnapses umgekommen ist. Seitdem müssen die Leute aus Norseman bei Zahnschmerzen entweder nach Kalgoorlie oder nach Esperance zum Zahnarzt fahren (jeweils 207 km Entfernung). Nach dem Museum waren wir noch kurz in einem Secondhand-Bookshop, dessen Besitzerin uns einlud, auch noch das sich anschließende Puppen-Museum anzuschauen, wo wir sogar zwei Michael Jackson-Puppen finden würden. Eine schwarze und eine weiße.







Und wie ist nun das Fazit nach der Nullarbor-Durchquerung?
Australien ist schon ein sehr geräumiges Land. Und die Nullarbor Plain ist nicht wirklich eine Wüste, sondern eine riesige fast baumlose Landschaft. Und fast menschenleer. Außer ein paar Roadhouses alle paar hundert Kilometer gab es zwischen Ceduna und Norseman keine wirkliche Ortschaft. Auf 1.200 Kilometern!

(PS: Dieses Posting hatte ich gestern in der Library in Kalgoorlie schon mal geschrieben. Eine Stunde habe ich für den Text und das Hochladen der Bilder vor dem Rechner gesessen. Und normalerweise wird währenddessen ein Posting auch alle paar Minuten automatisch abgespeichert. Aber gestern irgendwie nicht. Auf einmal war meine Stunde Internetzeit rum und ich wurde automatisch beim Rechner ausgeloggt, aber ich hatte das Posting noch nicht abgesendet. Eine Stunde Arbeit für umsonst. Ich war so sauer.)

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