Montag, 25. Juni 2007

Arbeitsalltag

Von wegen, ich bin hier 6 Wochen nicht zu erreichen. Hier gibt's zum Glück Computer mit Internet und ein Telefon wird's auch bald geben.
Also am Montag letzter Woche bin ich in Karratha zu einer Jobagentur gegangen und habe mich für den Job eines Field Assistant beworben. Eigentlich war ich schon seit Samstag in Karratha, weil mir bei meiner Ankunft aber nicht bewusst war, welcher Wochentag eigentlich war und weil dann am Samstag die Jobagenturen geschlossen hatten, habe ich 2 Tage am Strand und im Shoppingcenter verbracht und gewartet, dass es Montag wird. Am Montag-Nachmittag habe ich dann von der Jobagentur den Anruf bekommen, dass ich den Job haben kann. Für den nächsten Tag haben sie mir dann gleich einen Termin beim Arzt und einen Termin beim Alkohol- und Drogentest ausgemacht.
Am Mittwoch hat mich Jaye, meine Ansprechpartnerin bei der Agentur, ein paar Mal wegen letzter zu klärender Dinge angerufen. Und wie so üblich wird man hier ja zuerst mal gefragt, wie es einem geht: "Hi Thomas, it's Jaye. How are you?" "Hi Jaye! I'm fine, thanks." 10 Minuten später hat sie noch mal angerufen: "Hi Thomas! How are you going?" "I'm going well, thanks." Was soll sich in den 10 Minuten auch groß ändern? Eine halbe Stunde später wollte sie noch mal was wissen: "Hello Thomas! How are you?" "I'm still fine, thanks!" Und weil sie was vergessen hatte, hat 2 Minuten später noch mal das Telefon geklingelt: "Hi Thomas, it's Jaye. How are you?" "Aarggghhhh!!!"
Ok, so viel zu den australischen Begrüßungsgepflogenheiten. Das größte Problem war, nachdem ich die Jobzusage hatte, einen Platz in Karratha für mein Auto zu finden, weil ich es nicht mit ins Camp nehmen konnte. Ich habe die Caravanparks abgeklappert, die aber alle ausgebucht waren, und habe dann aber über ein paar Connections einen Platz auf dem Gelände von TNT gefunden. Am Donnerstag-Morgen wurde ich dort abgeholt und ins Camp gefahren. Und an dieser Stelle muss ich was aus dem letzten Posting klarstellen: Ich arbeite nicht auf einer Mine-Site, sondern auf einer Exploration-Site, d.h. hier wird noch nicht Eisen abgebaut, sondern erst danach gesucht. Das ganze heißt "Cape Preston Iron Ore Project" und ist ein Container-Camp mitten im Busch, in dem so etwa 40 Leute arbeiten. Eigentlich dachte ich, das Ganze sei mehr ein boys project, aber mindestens ein Drittel der Leute, die hier arbeiten, sind Frauen. Mein Job heißt Field Assistant, und weil die Australier ja für alles eine Kurzform haben, kurz "Fieldie". Bisher sieht der Job so aus, dass ich mit einem Geologen raus zum Drill Rig fahre (das ist sowas wie ein mobiler Bohrturm) und dort die Bohr-Proben für ihn zum analysieren vorbereite. Je nach dem wie eisenhaltig das Gestein ist, bohrt der Drill Rig Löcher zwischen 100m und 350m Tiefe. Die Driller, also die Jungs, die den Drill Rig steuern, karren nach jedem Meter Bohrtiefe einen Plastiksack mit Gesteinsschlamm an. Ich nehme dann mein kleines Schäufelchen, packe eine Ladung Schlamm in ein Sieb und wasche den ganzen Dreck mit Wasser weg, damit das Gestein vom Geologen untersucht werden kann.
Das ist also bisher ein nicht so ganz anspruchsvoller Job, für den ich aber $250 pro Tag bekomme. Das Geld relativiert sich aber, weil ich fast 12 Stunden am arbeiten bin. Um 04.55 Uhr ist Aufstehen und dann wird von 06.00 Uhr bis etwa 18.00 Uhr gearbeitet. Zwischendurch gibt's aber Pausen, in denen wir ins Camp zurück fahren, um was zu essen. Zusätzliche Pausen kommen immer dann, wenn der Bohrkopf kaputt geht, denn pro hundert Meter Bohrtiefe kostet es eine Stunde, den Bohrkopf zu wechseln.
Zusätzlich zum Lohn kommt dazu, dass ich im Wohncontainer meinen eigenen kleinen Raum habe (mit Bett, Schrank, Stuhl, Tisch, Kühlschrank u. Klimaanlage), für den ich nichts zahlen muss, und außerdem drei Mahlzeiten pro Tag bekomme. Und die haben es in sich, denn zu essen gibt's hier eigentlich alles und so viel man will. Ich glaube, nein ich bin mir sicher, ich werde während meines Jahres in Australien nie besser und abwechslungsreicher essen als hier.
Arbeitsklamotten bekomme ich auch gestellt und als ich mein work shirt zum ersten Mal an hatte, habe ich mich wie ein richtiger Australier gefühlt. In Australien ist es nämlich vorgeschrieben, dass alle Leute, die im öffentlichen Raum arbeiten, weit sichtbare work shirts an haben müssen. Meistens sind sie neongrün oder orange, meine sind zum Glück gelb. Man kann hier, sofern man nicht im Büro arbeitet, also zur Arbeit nicht anziehen was man will. In meinen ersten Tagen in Australien dachte ich, immer wenn ich Arbeiter in ihren Arbeitsklamotten gesehen habe, daß die alle für die selbe Firma arbeiten und hatte mich gewundert, daß das wohl eine sehr große Firma sein muss, weil natürlich alle Arbeiter, die ich sah, so angezogen waren. Anyway, Arbeitsstiefel (steel cap boots) habe ich auch bekommen und die zu tragen war anfangs eine Umgewöhnung, weil ich, seit ich Perth Mitte Mai verlassen habe, keine festen Schuhe mehr an hatte und nur noch in den Flipflops rumgerannt bin.
Was kann ich sonst noch über die Arbeit hier erzählen? Unter den Geologen ist bspw. kein einziger Australier, weil hier im Land ein gewaltiger Geologen-Mangel herrscht. Die Geologen werden aus der ganzen Welt eingeflogen und fürstlich bezahlt. Ein Senior Geologist verdient hier $1.000. Pro Tag! (verdammt, ich habe das Falsche studiert!)
Wenn die Exploration hier abgeschlossen ist und die (oberirdische) Mine eröffnet wird, wird sich das Ganze zur größten Mine Australiens entwickeln. Wo jetzt noch nichts als Busch ist, werden dann bis zu 1.000 Leute arbeiten, es wird eine kleine Stadt entstehen und es wird ein Flughafen und ein Hafen gebaut werden. Die Mine selbst wird bis zu 4km lang werden und damit größer als die Super Pit in Kalgoorlie (http://tendownunder.blogspot.com/2007/05/goldrausch.html). Und aus Kanda werden so unglaublich riesige Bagger kommen, die sogar über eine eigene Dusche und ein eigenes WC verfügen. Das Ganze wird also eine gigantische Sache werden. Die mit Magnetite (dem eisenhaltigen Gestein) voll beladenen Schiffe, werden dann direkt nach China fahren, denn hinter dem ganzen Projekt steht ein chinesischer Geldgeber. Angeblich gehören dem 15% aller chinesischen Unternehmen, u.a. Cathay Pacific.


Safety first!

mein Arbeitsplatz

dirrrty!

das Camp

meine Bude

mein Kühlschrank

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

beim ersten foto dachte ich, du arbeitest jetzt als imker... ;-)

btw: ist der kühlschrank in deinem auto ähnlich gefüllt? *g*

Firebird hat gesagt…

Hi, how are u ;)
Wow, freut mich das du den gleichen job hast, für das was du machst ist es nämlich echt ne menge Geld! Wir haben erst gegen Ende Klamotten bekommen,....
Das Essen wird leider nach 2-3Wochen troz der Abwechslung langweilig. Aber sonst haste als Backpacker da echt nen Zuckerjob! Und 12 stunden hab ich eigentlicht ganz selten geschafft. Beim Bohrkopfwechsel hab ich immer meinen Schlaf nachgeholt :) und wiegen musst du die Säcke ja auch nicht mehr. Am Ende war ich auf Nachtschicht, war auch nicht schlecht, da ist mal mehr action und nicht so heiss. Grüß alle von mir, auch grunt und rosa (mangrove) wenn du sie mal siehst.

Das du genau den Job bekommst hätte ich echt nicht gedacht. Komisch das du das Auto nicht mitnehmen darfst... fährt Lyn (die Köchin wenns sie noch gibt) nicht mehr mit dem eigenen raus? Sonst fragste im Camp mal nett, die haben sicher nen abstellplatzt umsonst für dich. Und wenn du ne freie Woche hast zahlen die den Flug nach Perth. (Karratha ist ja nicht so spannend)
Tschö
Dennis