Samstag, 2. Juni 2007

Royaler Empfang

Letzte Woche habe ich Australien kurzfristig verlassen und bin in ein anderes Land gereist. Kein Scherz. Denn zwischen Northampton und Kalbarri liegt der von Australien unabhängige Staat „Hutt River Province“. Der ist nur ca. 75 km2 groß und wurde 1970 vom Farmer Leonard Casley gegründet, nachdem er sich im Streit über die Besteuerung seines Weizens vom Commonwealth losgesagt hat. Die von ihm gefundene Gesetzeslücke wurde von der australischen Regierung natürlich gleich wieder geschlossen, aber seitdem regieren Prince Leonard und Princess Shirley über ihr 30 Einwohner umfassendes Fürstentum. Der kleine Staat liegt etwas abseits von befestigten Straßen, und weil meine Karte von der Gegend totaler Mist war, bin ich erstmal 50 km herumgeirrt. Fast 2 Stunden bin ich über Sandpisten und durch Schafherden gefahren, habe Zäune geöffnet und wieder geschlossen, bin an zwei Farmen vorbeigekommen, wo ich aber keinen Menschen angetroffen habe, den ich hätte nach dem Weg fragen können, und hätte beinahe noch ein Känguru überfahren, welches es eine Zeit lang spaßig fand, neben meinem Auto herzuhüpfen, bis es auf einmal auf die glorreiche Idee kam, auch mal vor das Auto zu springen. Zum Glück bin ich nicht so schnell gefahren. Nach dieser Irrfahrt habe ich dann aber doch noch die Monarchie erreicht, die eigentlich so aussieht wie jede andere schäbige Farm in Australien. Kaum war ich aus dem Auto ausgestiegen, kam auch schon Prinz Leonard (so etwa 75 Jahre alt) auf mich zugestürmt und wollte wissen, ob er mir sein Reich zeigen darf. Außer den Farmgebäuden gab es noch eine kleine Kapelle, einen Souvenir-Shop und das Regierungsgebäude, das zugleich auch Postamt ist. In der Kapelle durfte ich dann sogar mal auf so was wie dem Thron Platz nehmen. Für meine Begriffe ging’s da aber etwas zu religiös zu, denn da hingen z.B. Ölgemälde mit Jesus und den Söhnen des Prinzen als seine Jünger. Und als ich ein Gemälde entdeckte, auf dem groß „666“ draufstand, und zu Prinz Leonard meinte: „666, isn’t it the number of the beast?“, musste ich mir erstmal einen 5-minütigen Vortrag über den angeblich christlichen Hintergrund der Nummern anhören. Dabei habe ich (zum Glück) nur etwa jedes 10. Wort verstanden, weil mir sowohl die ganzen biblischen Begriffe als auch Prinz Leonards Englisch etwas fremd waren. Ich glaube nicht, dass die Hutt River Province über eine eigene Sprache verfügt (eine kleine Armee hat sie jedenfalls), aber es hat sich manchmal danach angehört. Die Krönung (oh, ein Delling!) war dann aber ein offizieller Visumsstempel in meinem Reisepass. Schließlich wurde ich noch eingeladen, ein paar Runden im royalen Swimmingpool zu drehen, habe aber dankend abgelehnt und bin wieder nach Australien zurückgekehrt.






Keine Kommentare: