Samstag, 19. Januar 2008

TEN’s Australian Shitlist Award Winners

Hier in Australien ist fast alles „Award winning“, von der Pasta, über den Wein bis zur Bäckerei und zum Flughafen. Die einfache Formel lautet wohl: kein Award = keine Kunden bzw. keine Aufmerksamkeit.

Auch ich möchte einen Award verleihen, und zwar dem Sieger meiner Australian Shitlist. And the winner is: Die Fliege!

Platz 1: Die Fliege
Eigentlich müsste man sagen „Die Fliegen“, denn eine Fliege taucht hier niemals alleine auf. Und das ist schon einer, der drei ausschlaggebenden Punkte für den Gesamtsieg. Man wird nie nur von einer Fliege genervt, sondern immer gleich von unzähligen. Nach meiner (vorsichtigen) Schätzung würde ich sagen, dass etwa 1.000 Fliegen pro Quadratkilometer in Australien leben. Und selbst, wenn es nur 100 sind, Australien ist fast 8 Mio Quadratkilometer groß, da will man gar nicht wissen, wie viele es insgesamt sind.
Der zweite ausschlaggebende Punkt ist die Dreistigkeit, die absolute Dreistigkeit mit der die Fliegen nerven. In Deutschland wedelt man 1-2 mal mit der Hand, dann ist eine Fliege weg. Eine australische Fliege kann man damit aber nicht beeindrucken, egal wie oft sie aufgescheucht wird, sie kommt immer wieder. Ich habe jetzt wahrscheinlich doppelt so dicke Oberarme, weil ich fast ein Jahr damit beschäftigt war, mir die Fliegen vom Leib zu halten. Oft sieht man hier Leute, die einem freundlich zuwinken. Kommt man ihnen näher, sieht man aber, dass das nicht an der australischen Freundlichkeit liegt, sondern dass sie Fliegen am verscheuchen sind. Der Volksmund nennt das „The Australian Salute“.
Und der gewichtigste Punkt ist, dass eine Fliege sich nicht irgendwo auf den Körper setzen will, sondern fast nur Ohren, Mund und Nase zum landen ansteuert. Das Geräusch einer Fliege, die einem ins Ohr fliegt, ist das Schlimmste.
Ich denke, es gibt 2 Wege in Australien ganz schnell ganz reich zu werden: 1. Man erfindet etwas gegen die Fliegen. 2. Man erfindet etwas gegen den Wassernotstand.
Der Grund, warum es in Australien so viele Fliegen gibt, liegt an den Millionen von Rindern und Schafen hier. Jedes Rind und jedes Schaft hinterlässt jeden Tag mindestens einen Sch…haufen. Und so einen Haufen braucht eine Fliege, um ihre Eier abzulegen. Das wäre jetzt noch nicht so dramatisch, wenn es in Australien ein Tier geben würde, dass die Haufen verwerten/abbauen würde. Gibt es aber nicht, und so genießen die kleinen Fliegen eine ungestörte Kinderstube. Man denkt jetzt hier darüber nach, einen afrikanischen Käfer auszusetzen, der sich auf die Verwertung von Tierdung spezialisiert hat. Wenn man die großen Erfolge betrachtet, die Australien mit der Auswilderung von Kaninchen, Kröten, Katzen oder Wildschweinen hatte, sollte der Gedanke am besten schnellstmöglich wieder verworfen werden.
Ganz schlimme Orte mit Fliegen waren jedenfalls Flinders Ranges NP (SA), Great Australien Bight (SA), Francois Peron NP (WA) und Carnarvon NP (QLD). TEN’S Special Tourism Award geht deshalb auch an Tasmanien, da fast frei von Fliegen (und Moskitos).


ohne Worte I

ohne Worte II

Sandwich-Belagerung

Fliegenschutz im Francois Peron NP



Platz 2: Corrugations
Corrugations, das sind Wellblechpisten, also Abschnitte von unasphaltierten Straßen, die dadurch entstehen, dass Autos zu schnell darauf fahren. Ich habe sie hier gehasst. Alles im Auto hat gescheppert und Krach gemacht und man wurde mächtig durchgeschüttelt. Fährt man zu langsam über die Corrugations merkt man jede einzelne Welle und man denkt, dass das Auto gleich auseinander bricht. Fährt man zu schnell drüber können leicht schwere Unfälle entstehen. Ich war oftmals mit den Nerven fertig, wenn ich eine Strecke mit Corrugations hinter mir hatte.

Corrugations

ist schlimmer als es aussieht



Platz 3: Moskitos und Sandflies
Lange Zeit war die Krähe mit ihrem hässlichen Geschrei auf Platz 3, aber die Insekten aus der Stechabteilung, Moskitos und Sandfliegen, haben doch mehr genervt. Moskitos waren die größere Plage, denn sie gibt es fast überall in Australien (auch da wo kein Wasser ist!), Sandflies findet man nur dort, wo auch Mangroven wachsen. Es gab nur wenige Tage in Australien, wo ich nicht irgendwo zerstochen war. Insektenspray hat zum täglichen Einkauf wie Wheatbix und Bier gehört. Leider hilft es kaum gegen die Sandflies. Das Fiese an ihnen ist auch, dass man sie kaum sieht, weil sie so klein sind, und dass man ihre Bisse erst nach einiger merkt und sieht. Zu Hochzeiten hatte ich etwa 70 Bisse, und das nur auf den Beinen.
Ein Trick bei Moskitos, den ich auch schon bei Schnaken in Deutschland ausprobiert habe, ist, sich stechen zu lassen. Die Stiche jucken ja nur, weil die Biester beim Blutsaugen gestört wurden und dann so eine Art Juck-Serum hinterlassen. Wenn man also ein Moskito dabei erwischt, wie es einem gerade den roten Saft abpumpt, sollte man nicht nach ihm schlagen, sondern es einfach saugen lassen. Das dauert vielleicht eine Minute und juckt währenddessen und danach auch etwas, aber nach 10 Minuten merkt man nichts mehr. Happy time!

stechen lassen I

stechen lassen II

Sandflies-Bisse I

Sandflies-Bisse II

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hey, regelmäßig schau ich hier rein... Manches kommt mir bekannt vor, vieles ist neu. Aber alles genail aufgearbeitet. Die Mosquitos und Corrugations haben mich auch echt Nerven gekostet!!!
Wünsche dir noch ne gute Zeit in Sydney!
Lg Cathrin