Dienstag, 3. April 2007

Der Fang meines Lebens

Angefangen hat alles am Freitag als ich mich dazu entschlossen habe, ins Barossa Valley, Australiens bedeutendster Weinregion, nordöstlich von Adelaide, zu fahren. Da es noch zwei Wochen sind, bis Frank nach Adelaide kommt, ich aber schon etwa eine Woche vorher dort sein werde, war mein Plan, um die Zeit bis dahin zu überbrücken, für eine Woche arbeiten zu gehen. Damit die Kultur aber auch nicht zu kurz kommt, habe ich auf dem Weg ins Barossa Valley auch endlich mal ein Museum in Australien besucht. Das National Motor Museum.

Im Barossa Valley habe ich dann schnell festgestellt, dass ich ein paar Wochen zu spät dort war, denn die Einlese, bei der ich helfen wollte, war schon abgeschlossen. Dass die Weinkultur dort stark von deutschen Siedlern geprägt wurde, war nicht zu übersehen, obwohl nach dem 1. Weltkrieg viele Orte dort ihren deutschen Namen verloren haben und umbenannt wurden. Es gibt aber heute immer noch u.a. den Kaiserstuhl, Seppelsfield und das Hoffnungsthal. Ohne Aussicht auf einen Job, und weil’s mir im Barossa Valley auch zu kühl und regnerisch war, bin ich etwa 200 Kilometer weiter ins Landesinnere, ins Riverland gefahren. Hier scheint nicht nur wider die Sonne, ich hatte auch von einem Backpacker gehört, dass hier event. die Aussicht auf einen Fruitpicking-Job besteht. Im Riverland kann sich der Murray River, Australiens längster Fluß, nicht so richtig entschließen, wohin er fließen soll, weswegen eine weit verzweigte Flusslandschaft entstanden ist. Da nur alle 100 Kilometer mal eine Brücke über den Fluß geht, gibt es hier viele Fähren, mit denen man kostenlos ans andere Ufer kommt. Viele Leute haben hier auch ihr Haus einfach auf Bretter gesetzt und schippern im Hausboot den Murray rauf und runter.

Bei Loxton hatte ich mir Thiele’s Sandbar als Campingground direkt am Fluß ausgesucht. Als ich ankam, war später Nachmittag, also die perfekte Zeit, um mit der Angel ans Wasser zu gehen. Und dann hat’s auch gar nicht so lange gedauert, bis es passiert ist. Als ich gerade zur nächsten Angelstelle weiterziehen wollte, gab’s auf einmal einen Schlag in der Rute und ein Fisch hatte sich meinen Blinker geschnappt. Dann begann ein langer Kampf (so 20 Min. schätze ich), mit einem Fisch, der eine von mir bisher noch nicht erlebte ungeheure Kraft besaß. Als ich hin endlich mal in Ufernähe und zur Oberfläche gebracht hatte, hat eine kurze Kopfdrehung Richtung Gewässergrund gereicht, und innerhalb von 2 Sekunden hatte er trotz halb geschlossener Bremse viele Meter der Schnur abgezogen, die ich mir vorher mühsam erkämpft hatte. In der Zwischenzeit hatte jemand 20 Meter weiter seinen Camper am Ufer geparkt, und ich hatte gehofft „Hoffentlich kommt der jetzt nicht“, weil ich es nicht ausstehen kann, wenn mir Fremde beim Angeln zuschauen. Der Fisch wurde mit der Zeit immer müder und als ich ihn das erste Mal richtig sehen konnte, habe ich mir nur gedacht „Leck mich am Arsch!“. Als er dann vor meinen Füßen im seichten Wasser lag, habe ich die Angel zur Seite gelegt, um ihn raus zu heben. Ich hab’s aber nicht hinbekommen und habe ihn dann ans Land gezogen. Da lag er dann endlich sicher auf dem Trockenen und stellte sich als Murray Cod, Australiens größter Süßwasserfisch, vor. Und es war definitiv der größte Fisch, den ich je gefangen hatte. Nicht unbedingt sehr lang, aber unglaublich dick. Zitternd vor Aufregung habe ich dann die ersten Fotos geschossen und in eins zum Größenvergleich mal meinen Fuß rein geschoben. Da ich mir aber bei dem 90 cm Lachs, den ich in Oregon gefangen hatte, schon fast den Arm ausgekugelt hatte, um ihn hochzuheben und mit der anderen hand ein Foto von dem Fisch und mir zu machen, musste jetzt eine andere Lösung her, um den Fisch und mich auf ein Foto zu bekommen. Auf einmal war ich ganz froh, dass der Camper in der Nähe geparkt hatte und bin hin gesprintet. Es war ein älterer Australier, der nur noch am Stock gehen konnte, den ich dann gebeten habe, ein paar Fotos zu schießen. Beim versuch, den Fisch auf die Arme zu bekommen, bin ich fast rückwärts ins Wasser gefallen, weil er so schwer war. Nachdem die Fotos im Kasten waren, habe ich den Fisch zurück ins Wasser gesetzt und er hat sich ziemlich schnell erholt und ist davon geschwommen. Da weder Waage noch Metermaß zur Hand waren, kann ich keine genauen Größenangaben machen. Er war auf jeden Fall länger als 1 Meter (denn er hatte etwa die 9-fache Länge meiner Angelschere, und die ist wie ich heute herausgefunden habe 13 cm lang) und war so um die 15 kg schwer (ich habe nämlich später einen 10 Liter Wasserkanister hochgehoben und der Fisch war deutlich schwerer).

Ich habe mich dann tausendmal bei meinem Fotographen bedankt und der wollte nur wissen, ob ich nach der ganzen Aufregung nicht erstmal ein Bier trinken wollte. Si klaro. Ich habe meinen Campingstuhl geholt und wir haben mit einem wunderbar gekühlten Bier auf meinen Fang angestoßen. Mein Nachbar hieß Ken, war im Ruhestand und liebt sein Australien so sehr, dass er seit 5 Jahren nichts anderes macht als mit seinem Camper durch’s Land zu reisen. Auf einem Anhänger hat er noch einem Peugeot 405 geladen, mit dem er manchmal durch’s Outback brettert. Er hat noch ein Bier ausgegeben, wir haben uns über’s Reisen unterhalten und den fantastischen Sonnenuntergang bewundert. Dann wollte er wissen, ob ich schon mal Känguruh gegessen habe und ich meinte, dass das mit das Beste war, was mir bisher in Australien zwischen die Zähne gekommen ist. Also hat er mich zum Dinner eingeladen und 4 Känguruh-Steaks auf den Gasgrill geschmissen. So was wäre in Deutschland undenkbar, oder?













3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

THOMAS!!

Ich dachte Du hast mit "Fang meines Lebens", "Frau meines Lebens" gemeint!

Eieiei, aber weiterhin "Petri Heil".

Ciao und Gruss,
Tommaso

Anonym hat gesagt…

Herr Nuccio,

ebensolches hatte ich auch gehofft, aber nein, Herr Engelhardt denkt wieder nur ans Fischen... tststs...

trotzdem schöne Bilder von Dir, dem Fisch, dem alten Mann und dem Fluss.


Michael

Anonym hat gesagt…

Boah...wie krass!Da bin ich ja jetzt mal ne runde neidisch. Gratuliere Herr Engelhardt. Das Foto werde ich gleich mal ein paar Leuten hier in Oregon zeigen. Die werden bestimmt auch Augen machen.

Sarah