tendownunder: Von kleinen und großen Fischen

Bevor wir zu meinem Anglerlatein kommen, muss ich mal ein paar Worte über die australische und insbesondere die tasmanische Freundlichkeit verlieren. Im kleinen Ort Huonville z.B. hatte ich mein Auto gerade an der Strasse geparkt, als ein Opa vorbei ging und beim Blick auf das Nummernschild stehen blieb und dann gleich auf uns zu kam (wir saßen noch im Auto). Ob wir denn aus Western Australia kommen würden. Nein, wir sind aus Deutschland, nur das Auto ist in WA zugelassen. Und dann hat er angefangen zu erzählen, dass seine Tochter ja in WA leben würde und er eigentlich aus Irland kommt, und was wir denn in Australien machen würden, und dass sie zwei orte weiter Leute zum Kirschenpflücken suchen würden (das müssen so tolle Kirschen sein, dass sie für $1,50 nach Japan verkauft werden. Pro Kirsche!) und er hat weiter erzählt und Witzchen gemacht und am Ende haben wir sogar erfahren, dass er bei seiner letzten Fährfahrt von Devonport nach Melbourne 11 Stunden mit dem Kopf in der Kloschüssel verbracht hat. Es ist wirklich unglaublich wie nett und freundlich die Leute hier sind. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, hat uns abends dann ein Australier ermuntert, in sein Grundstück einzubrechen. Wir wollten uns die Salmon Ponds anschauen, die älteste Forellenzuchtstation Australiens (von 1861), doch als wir dort an kamen, hat der Besitzer gerade das Tor zum Zufahrtsweg zu gemacht. Um so viel hätten wir die Öffnungszeiten verpasst, meinte er und hat die Finger einen Zentimeter auseinander gehalten. Wir könnten ja morgen früh gleich wieder kommen, aber als wir meinten, dass wir eigentlich auf der Durchreise sind, hat er kurz überlegt und dann gesagt: „Dann steigt doch hier einfach über das Tor und hinten links müsst ihr dann noch mal über einen Zaun klettern und dann seid ihr da. Ich fahr’ jetzt heim.“ Die Einladung zum genehmigten Einbruch haben wir angenommen und haben dann fast den Rest des Abends mit Forellen jeder Art und Größe (da waren riesige Brummer dabei) verbracht und haben die Lachse gefüttert. Beim raus gehen haben wir gesehen, dass wenn wir normal dort gewesen wären, wir $7,00 Eintritt hätten zahlen müssen. Ich glaube kaum, dass einem in Deutschland so etwas jemals mal passieren wird.

Auf dem Weg in Tasmaniens Midlands war ich einmal an einem privaten Teich erfolglos Fliegenfischen gewesen (zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder eine Fliegenrute in der Hand gehabt), am 4. See, an dem wir gehalten haben, habe ich dann jedoch endlich mal Fische aus dem Wasser gezogen. Leider (noch) nicht die erhofften Forellen, sondern Barsche und eine Schleie. Der erste Fang war ein fingerlanger Barsch, und weil es der lang ersehnte 1. Fisch war, wurde er von Wiebke gleich fotographisch fest gehalten. Ich habe zu ihr gesagt: „Bleib gleich hier, denn wo ein Barsch ist, sind meist mehrere.“ Und beim nächsten Wurf war dann auch schon wieder einer dran. Der hatte für einen Barsch eine stattliche Größe, was sein Schicksal war. Bevor wir ein Feuer angemacht haben, um ihn in einer Salz-Pfeffer-Kruste zu grillen, habe ich am Wasserrand einen Fisch gesehen, der irgendwie orientierungslos zwischen den Steinen rumgeplanscht ist. Ich habe mich angeschlichen und als er zwischen zwei Steinen war, zugegriffen. Es war der erste Fisch, den ich mit den Händen gefangen habe, und es war eine Schleie (bei der ich mich frage, wie die wohl ihren Weg nach Australien gefunden hat). Da ich mich nach Rumgeplansche gefragt habe, ob sie, grob gesagt, noch alle Tassen im Schrank hat, habe ich sie lieber wieder schwimmen lassen. Genauso wie die 2 kleinen Barsche, die ich dann noch gefangen habe, aber ihr großer Onkel hat ein köstliches Abendessen abgegeben.

Der 1. Streich…